Brückenschlag 2010: Von der Krise in den Aufschwung

Die Beschäftigten der chemischen Industrie erhalten eine Einmalzahlung bis zu 715 Euro. Dazu kommt in florierenden Unternehmen ein Konjunkturbonus bis zu 260 Euro. Der Tarifvertrag „Zukunft durch Ausbildung" ist fortgeschrieben und garantiert ein hohes Ausbildungsniveau bis 2013. Die Übernahme nach der Ausbildung wird gezielt finanziell gefördert. Um die Beschäftigung stabil zu halten, haben die Chemie-Sozialpartner ein „Krisenbündnis Chemie - Brücken für Beschäftigung und Wettbewerbsfähigkeit" geschlossen. Auf dieses Tarifabkommen haben sich IG BCE und Chemie-Arbeitgeber nach zweitägigen Verhandlungen am Mittwoch (21. April) in Würzburg geeinigt. Die Tarifverträge der chemischen Industrie gelten für rund 1.900 Betriebe mit 550.000 Beschäftigen.

Michael Vassiliadis, IG-BCE-Vorsitzender: „Das ist ein guter Abschluss für die Beschäftigten. Er wird der unterschiedlichen Bedingungen in unserer Branche gerecht und schlägt eine Brücke von der Krise in den Aufschwung."

Peter Hausmann, im geschäftsführenden IG-BCE-Hauptvorstand für die Tarifpolitik zuständig: „Mehr Geld in den Portemonnaies, neue Perspektiven für junge Leute, Beschäftigungssicherung - das Gesamtpaket kann sich sehen lassen, wir setzen die Tradition chemiespezifischer Abschlüsse fort. Unsere Gewerkschaft hat gezeigt, dass Tarifpolitik auch unter schwierigen Rahmenbedingungen Neues entwickeln und kräftige innovative Akzente setzen kann. Die Chemie-Sozialpartner sind ihrer Verantwortung gerecht geworden."

Das Ergebnis im Einzelnen:

Einmalzahlungen

Die Beschäftigten erhalten eine Einmalzahlung. Diese Einmalzahlung orientiert sich in ihrer Höhe an den unterschiedlichen Belastungen einzelner Arbeitnehmergruppen. Sie beträgt für

 - Arbeitnehmer in vollkontinuierlicher Schichtarbeit

  

 715 Euro.

 - Arbeitnehmer in teilkontinuierlicher Schichtarbeit

 

 611 Euro.

 - Arbeitnehmer in Normalschicht

 

 550 Euro.

 - Auszubildende generell

 

 150 Euro.

Zusätzlich zur Einmalzahlung erhalten die Beschäftigten einen Konjunkturbonus von bis zu 260 Euro. Diese Regelung gilt für Betriebe, die nicht wesentlich von der Finanz- und Wirtschaftskrise betroffen waren oder sind. Unter diese Regelung fallen weiter jene Betriebe, in denen die Belegschaften Einbußen hingenommen (zum Beispiel durch Kurzarbeit, Anwendung tariflicher Öffnungsklauseln oder Standortvereinbarungen) und so zur Krisenbewältigung und Sicherung eines positiven Unternehmensergebnisses beigetragen haben. Auch der Konjunkturbonus wird differenziert ausgezahlt. Arbeitnehmer in vollkontinuierlicher Schichtarbeit bekommen 260 Euro, in teilkontinuierlicher Schichtarbeit 222 Euro, in Normalschicht 200 Euro.

In Betrieben, die noch in Schwierigkeiten stecken, kann die Einmalzahlung abgesenkt werden. Voraussetzung ist das Einverständnis des Betriebsrats und im Zweifelsfall der Tarifvertragsparteien. Mindestens ausgezahlt werden müssen für Beschäftigte in vollkontinuierlicher Schichtarbeit 390 Euro, für Beschäftigte in teilkontinuierlicher Schichtarbeit 333 Euro und für Beschäftigte in Normalschicht 300 Euro.

Die Laufzeit des neuen Tarifvertrags beträgt elf Monate.

Ausbildungsplätze

IG BCE und Chemie-Arbeitgeber haben den bis Ende 2010 geltenden Tarifvertrag „Zukunft durch Ausbildung" fortgeschrieben. Von 2011 bis 2013 ist ein hohes Ausbildungsniveau von 9.000 Plätzen pro Jahr garantiert.

Die Chemie-Sozialpartner hatten das Abkommen 2003 auf den Weg gebracht. Bis 2008 konnte die Zahl der Ausbildungsplätze um rund neun Prozent gesteigert werden. Nach einem leichten Rückgang im Jahr 2009 sollen jetzt die Ausbildungsanstrengungen wieder verstärkt werden.

Nach gewerkschaftlicher Auffassung sind ohne gut ausgebildete Fachkräfte die Wettbewerbsfähigkeit und der Wohlstand unseres Landes auf Dauer gefährdet. Auch vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und des prognostizierten Fachkräftemangels wäre ein Zurückfahren der Ausbildungskapazitäten fatal.

Übernahme nach der Ausbildung / „1000 für 1000"

IG BCE und Chemie-Arbeitgeber haben vereinbart, die Übernahme nach der Ausbildung massiv zu fördern und dazu den neuen Tarifvertrag „Brücke in Beschäftigung" abgeschlossen. Alle 1.900 Betriebe der chemischen Industrie zahlen in einen Fonds ein - insgesamt rund 25 Millionen Euro.

Mit Fondsmitteln werden Betriebe unterstützt, die trotz einer schwierigen wirtschaftlichen Lage Ausgelernte übernehmen. Für jede Übernahme gibt es einen monatlichen Entgeltzuschuss von bis zu 1000 Euro, befristet auf ein Jahr. Auf diese Weise können 2010 und 2011 mindestens jeweils 1000 Übernahmen gefördert werden. (Zur Einordnung: Ein Chemikant der Entgeltgruppe 6 im Tarifbezirk Nordrhein bekommt im ersten Berufsjahr monatlich 2.460 Euro ohne Zuschläge.)

Um Missbrauch auszuschließen, wird eine paritätisch besetzte Kommission eingerichtet. Gefördert werden ausschließlich Betriebe, die dem Chemie-Arbeiteberverband angehören und Ausgelernte, die Mitglied der IG BCE sind.


Beschäftigungssicherung

IG BCE und Chemie-Arbeitgeber wollen weiter eine aktive Politik zur Beschäftigungssicherung betreiben. Betriebsbedingte Kündigungen bleiben die Ultima Ratio. Ehe es zu Entlassungen kommt, müssen sämtliche arbeitsmarkt- und tarifpolitischen Möglichkeiten ausgereizt sein. Dazu zählen beispielsweise Kurzarbeit, Teilzeitarbeit, Nutzung des Arbeitszeitkorridors sowie Qualifizierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen.

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          Aktualisiert  am Montag, 26 April 2010